Wiegenlied
Friedrich Wilhelm Gotter
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf' ein!
Schäfchen ruh'n und Vögelein.
Garten und Wiese verstummt,
auch nicht ein Bienchen mehr summt,
Luna mit silbernem Schein
gucket zum Feaster herein.
Schlafe beim silbernen Schein,
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf' ein,
schlaf' ein, schlaf' ein!
Alles im Schlosse schon liegt,
Alles in Schlummer gewiegt;
reget kein Mäuschen sich mehr,
Keller und Küche sind leer,
nur in der Zofe Gemach
tönet ein schmachtendes Ach!
Was für ein Ach mag dies sein?
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf' ein,
schlaf' ein, schlaf' ein.
Wer ist beglückter als du?
Nichts als Vergnügen und Ruh!
Spielwerk und Zucker vollauf,
und noch Karossen im Lauf,
Alles besorgt und bereit,
daß nur mein Prinzchen nicht schreit,
Was wird da künftig erst sein?
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf' ein,
schlaf' ein, schlaf' ein.